9. Ist Innovation planbar?

Laut Kittlaus et. al entzieht sich echte Innovation der Planbarkeit, da das Risiko des totalen Scheiterns immens hoch ist. Diese Art der Innovation soll daher vor allem in einer Atmosphäre aufblühen, die Kreativität bis hin zum „Spinnertum“ fördert und die dazu notwendigen Freiräume gibt. (Kittlaus et. al, 2004, S. 146) Laut Hauschildt & Salomo sollten Innovationen jedoch nicht als Glücksspiel, sondern als Investition mit hoher Unsicherheit behandelt werden. (Hauschildt & Salomo, 2011, S.338) Dies wird auch deutlich, wenn es um das Verständnis des Erfolgs der Innovation geht:

„Die Frage nach »dem« Erfolg der Innovation ist falsch gestellt. Es gibt viele und unterschiedliche Fragen, je nach Fortgang des Innovationsprozesses.“ (Hauschildt & Salomo, 2011, S. 367)

Dies wird durch die international anerkannten Professoren Joe Tidd und John Bessant gestützt, welche in ihrem Standardwerk „Managing Innovation: Integrating Technological, Market and Organizational Change“ feststellen, das Innovationsmanagement keine exakte oder vorhersehbare Wissenschaft, sondern ein Handwerk sei. Es sei zudem eine reflektierende Praxis, in der die Schlüsselkompetenz in der Überprüfung und Konfiguration liegt, eine dynamische Fähigkeit zu entwickeln. (Tidd & Bessant, 2013, S. 642)

Das Modell der „Vier Dimensionen des Innovationsraums“ – im Original „Four Dimensions of Innovation Space“ oder auch „4 Ps of innovation space“ genannt – von Tidd und Bessant ist das etablierte Modell zur Darstellung der verschiedenen Ausprägungen von Innovationen. Das Modell definiert vier ansteuerbare Dimensionen von Veränderung und Innovation und setzt diese in einem Koordinatensystem in Beziehung zueinander (siehe Abbildung auf der folgenden Seite). Die Dimensionen, welche jeweils eine Messbreite von inkrementell bis radikal aufweisen, lauten: „Product (Service)“, „Process“, „Position“ and „Paradigm (Mental Model)“. Im Folgenden werden diese Dimensionen zur besseren Darstellung ins Deutsche übersetzt stichpunktartig aufgeführt: (Tidd & Bessant, 2013, S. 24 f.)

  • Produktinnovation/Serviceinnovation ist die Veränderung in Dingen (Produkte/ Services), die eine Organisation anbietet
  • Prozessinnovation ist die Veränderung der Wege und Vorgehensweisen, in denen sie entwickelt und angeboten werden
  • Positionsinnovation ist die Veränderung des Kontextes, in denen sie eingeführt werden
  • Paradigma-Innovation ist die Veränderung in den zugrundeliegenden mentalen Modellen/Paradigmen, die das Handeln einer Organisation kennzeichnen.

Innovationen in der Softwarebranche, zu der meiner Meinung nach im weiteren Sinne auch Internet-Start-ups zählen, haben dabei verschiedene Ausprägungen. Dazu gehört für Balzert die Erstellung umfangreicherer Software, die Erschließung neuer Anwendungsbereiche, besseres Qualitätsmanagement, Anwendung neuer Methoden und Werkzeuge sowie der Aufbau und die Beherrschung einer passenden Software- und IT-Architektur. (Balzert, 2008, S. 213) Im Modell der „Vier Dimensionen des Innovationsraums“ nach Tidd & Bessant sind die genannten Innovationen in der Softwarebranche eher den Dimensionen „Product (Service)“ und „Process“ zuzuordnen.


Dieser Artikel ist Teil einer Serie, dessen Inhalte aus meiner Masterthesis "Produkt- und Innovationsmanagement innerhalb von Company Buildern" stammen und für diesen Blog angepasst bzw. umgeschrieben wurden. Zitate und Quellen - sofern nicht angegeben - finden sich im Originaldokument, welches an der Universität der Künste, Zentralinstitut für Weiterbildung, im Masterstudiengang Leadership in Digitaler Kommunikation angefertigt wurde.

Dieser Post wurde aktualisiert am: 30.05.2022

Stephan-Nicolas Kirschner

<p>ist ein innovativer Unternehmer sowie Produktmanagement und Online Marketing Experte mit einer nachgewiesenen Fähigkeit, auch geschäftskritische Ergebnisse zu liefern. Erfahren im Aufbau leistungsorientierter Teams für drei venturebacked Start-ups hat er 2012 mit Bestattungsvergleich.de sein erstes eigenes Start-up gegründet. Dieses hat Stephan-Nicolas Kirschner - von der Idee sowie Business- und Finanzplänen über Pitches und dem Raisen von Kapital bis hin zum Produktlaunch und dem Proof of Concept - zum Marktführer ausgebaut. Nach seinem Exit folgten Interimspositionen als Geschäftsführer von Finanztip sowie als Start-up Koordinator Finance der IHK Berlin. Danach verantwortete Stephan-Nicolas Kirschner zwei Jahre lang als Head of Growth das Wachstum von kapilendo und wurde zudem als Vorstandsvorsitzender der kapilendo venture AG berufen. Bis Ende 2017 verantwortete er in dieser Rolle den Betriebsübergang in die kapilendo AG im Rahmen eines M&amp;A (Mergers &amp; Acquisitions). Seit Juli 2018 übernimmt Stephan-Nicolas Kirschner die Unternehmensnachfolge im elterlichen Betrieb. Als Geschäftsführer der pregive GmbH führt er so unter anderem BabyCare – Das Vorsorgeprogramm für eine gesunde Schwangerschaft - in die Zukunft. Sein Studium absolvierte er an der Hochschule Mittweida, der Universität der Künste Berlin und an der Universität St. Gallen.</p>